Wirtschaftsfaktor Tourismus
Daten & Fakten zur ökonomischen Bedeutung der Tourismuswirtschaft wie z.B. Touristischer Konsum, Bruttowertschöpfung und Erwerbstätige: Deutschland, Brandenburg, Reiseregionen und auch für touristische Segmente
Die ökonomische Bedeutung der Tourismuswirtschaft
Der Tourismus nimmt in vielen Ländern und Regionen eine bedeutende wirtschaftliche Rolle ein. Aussagekräftige Informationen über die ökonomische Bedeutung des Tourismus lassen sich allerdings nicht unmittelbar aus der amtlichen Statistik und volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ableiten. Der Grund dafür ist, dass die amtlichen Wirtschaftsstatistiken Tourismus als Querschnittsbranche und nicht als eigenständigen Wirtschaftszweig erfassen.
Eine der wichtigsten Methodiken zur Erfassung des Tourismuswirtschaft in ihrer Gesamtheit ist das TSA Tourismus-Satellitenkonto (engl. tourism satellite account, TSA). Auch für das Reiseland Brandenburg liegen inzwischen Ergebnisse aus mehreren Untersuchungsjahren vor.
- Auf der Homepage des Deutschen Instituts für Tourismusforschung (ehemals IMT), wird in einem Video der FH Westküste auf die Methodik und Hintergründe des TSA verlinkt. HIER zum Youtube-Erläuterungsvideo
- Weitere Informationen zu regionalen Tourismus-Satellitenkonten HIER
- Ansätze zur Messung der touristischen Wirtschaftsleistung – Nachfrageseitige Zielgebietsbetrachtung und Tourismus-Satellitenkonto HIER
Alle Erläuterungen und Zahlen in diesen Rubriken zum Wirtschaftsfaktor stammen überwiegend aus diesen Quellen:
- DIW Econ GmbH, Berlin (https://diw-econ.de)
- TouristiCon GmbH / Deutsches Institut für Tourismusforschung (bzw. in älteren Studien IMT der FH Westküste) (https://www.ditf-fhw.de)
- dwif e.V. und Consulting GmbH (www.dwif.de)
Wirtschaftlichkeitsberechnungen im Tourismus
Tourismus als Querschnittsbranche
Im Gegensatz zu Branchen wie dem Maschinenbau, der Maschinen produziert, „produziert“ die Tourismuswirtschaft dagegen nicht „Tourismus“. Tourismus wird vielmehr über die Nachfrage der Gäste einer Region bestimmt, die in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen wirksam werden kann. So werden von Touristen Produkte nachgefragt, die aus dem tourismusnahen Gastgewerbe (z.B. Übernachtung, Restaurant, Bootstour) stammen oder auch aus dem Bereich der Kulturwirtschaft (Event- / Museumsbesuch, Stadtführung) bzw. Freizeitwirtschaft. Aber ebenfalls gibt es die Nachfrage nach Produkten wie z.B. Lebensmittel im Einzelhandel oder Souvenirs, die zunächst weniger relevant für den Tourismus erscheinen mögen.
Demnach wird eine Vielzahl touristischer Leistungen von unterschiedlichen Branchen produziert. Dazu zählen beispielsweise Leistungen aus dem Beherbergungs- und Gaststättengewerbe, Transportdienstleister oder Reisebüros/ Reiseveranstalter, die klassischerweise mit dem Tourismus in Verbindung gebracht werden, aber auch der Kauf von Souvenirs, die von verschiedenen Branchen des verarbeitenden Gewerbes hergestellt werden, oder Lebensmittel im Einzelhandel. Tourismus umfasst also als Querschnittsbranche die von Touristen nachgefragten Teile vieler verschiedener, angebotsseitig definierter Branchen.
"Zentrale Herausforderung bei der wirtschaftsstatistischen Erfassung des Tourismus ist, dass die amtliche Wirtschaftsstatistik angebotsorientiert aufgebaut ist, wobei sich die Einteilung der verschiedenen Wirtschaftszweige (Branchen) an den Gütern und Dienstleistungen orientiert, die sie hauptsächlich herstellen." (Quelle: BTW / BMWi)
Arten von Berechnungen / Analysen
Inzwischen gibt es auf Basis etablierter wirtschaftsstatistischer Methoden adäquate Informationen darüber, welchen ökonomischen Stellenwert der Tourismus in der Volkswirtschaft tatsächlich einnimmt und wie es um die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Tourismus auch im Vergleich zu anderen Branchen bestellt ist. Denn die Tourismuswirtschaft ist eine wichtige Wirtschaftskraft und großer Arbeitgeber. Im Kern der Wirtschaftlichkeitsberechnungen geht es darum, die Tourismuswirtschaft in ihrer Gesamtheit zu erfassen.
Neben den "klassischen" Berechnungen zu touristischen Ausgaben, Umsätze, Wertschöpfung sowie Beschäftigung für Destinationen gibt es zudem für verschiedenste Tourismussegmente (z.B. Natur-, Rad-, Wander-, Wasser-, Kulturtourismus, Pilgerreisen sowie Tagesreisen, Camping-/ Reisemobiltourismus, Ferienhausmarkt) entsprechende Vertiefungen, Studien und Erhebungen zum jeweiligen Wirtschaftsfaktor bzw. zu den regionalwirtschaftlichen Effekten. Mit derartigen Ermittlungen der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus in Destinationen bzw. von Tourismussegmenten kann belegt werden, dass (öffentliche) Investitionen in den Tourismus wichtig sind.
Vorgehensweise(n)
... hier vereinfachte Darstellung
Bei den etablierten Wirtschaftlichkeitsberechnungen für den Tourismus wird die Gesamtheit der touristischen Nachfrage erfasst: private und geschäftliche Übernachtungen inkl. grauem Beherbergungsmarkt sowie Tagesauflüge und Tagesgeschäftsreisen von in- und ausländischen Gästen. Plus die jeweiligen Tagesausgaben für den Übernachtungs- und Tagestourismus in Bezug zu den individuellen Strukturen des Untersuchungsgebietes bzw. Tourismussegmentes (z.B. Natur, Rad, Camping).
In einem weiteren Schritt können durch eine Zusammenführung aus Nachfragevolumen und Ausgabeverhalten die touristisch bedingten Gesamtumsätze bzw. der touristische Konsum ermittelt werden. Und hier nicht nur Gesamtzahlen, sondern oft auch Werte und Verteilungen für einzelne vom Tourismus profitierende Branchen (z.B. Gastgewerbe, Einzelhandel, sonstige Dienstleistungen) bzw. mit Aufschlüssen darüber, auf welche Produktkategorien (Gaststätten-/Beherbergungsleistungen, Luftfahrtleistungen, KfZ-Treibstoff, Lebensmittel, usw.) die Ausgaben der Touristen entfallen. Denn die touristische Nachfrage löst in Wirtschaftszweigen, die die entsprechenden Güter und Dienstleistungen bereitstellen, durch vielfältige Vorleistungsverflechtungen Umsatz und damit verbundene Bruttowertschöpfung und Beschäftigung aus. Der Anteil der touristischen Nachfrage am Gesamtaufkommen einzelner Produktkategorien / Wirtschaftszweige kann heutzutage durch jeweils solide Methodiken quantifiziert bzw. abgeschätzt werden.
Im finalen und wichtigsten Schritt lassen sich aus den errechneten Umsätzen bzw. touristischen Konsum und anhand von branchenspezifischen Kostenstrukturen wiederum die Wertschöpfung- (Löhne, Gehälter, Gewinne) und Beschäftigungseffekte ermitteln. Und je nach methodischer Grundlage können diese Kennziffern ggf. den Effekten anderer Wirtschaftszweige / Branchen gegenübergestellt werden und lässt sich dann so die Bedeutung der Tourismusbranche abbilden.
Durch sich stetig veränderte Nachfrage sowohl im Übernachtungs- als auch Tagestourismus und bei den Ausgaben der Gäste sind derartige Wirtschaftlichkeitsberechnungen in regelmäßigen Abständen fortzuschreiben. Da die jeweiligen Strukturen in den Destinationen oder auch in den jeweiligen Tourismussegmenten sehr spezifisch sind, erfordert dies oft individuelle Ermittlungen und Gewichtungen.
Ansätze zur Messung der touristischen Wirtschaftsleistung & TSA-Methodik
Welche Wertschöpfung durch den Tourismus erzielt wurde und wie viele Erwerbstätige in der Tourismusbranche arbeiten, ließ sich bislang nicht verlässlich beziffern. Der Grund dafür ist, dass die amtliche Statistik und volkswirtschaftliche Gesamtrechnung den Tourismus als Querschnittsbranche nicht als eigenständigen Wirtschaftszweig erfasst. Ein Vergleich mit anderen Branchen wie dem Gastgewerbe, Transport oder dem Verarbeitenden Gewerbe waren bislang nicht möglich.
Ca. 97 Millionen Tagesreisen und ca. 32 Millionen Übernachtungen (= Nachfrage) in 2019 in Brandenburg wurden seitens DIW Econ in Zusammenarbeit mit TouristiCon und dwif als Grundvolumen ermittelt. Das Konzept des TSA erlaubt eine umfängliche und systematische Erfassung der touristischen Nachfrage und stellt diese dem Angebot der verschiedenen Wirtschaftszweige einer Volkswirtschaft gegenüber. Dazu wird der tourismusbezogene Anteil von über 70 Branchen extrahiert und in einem separaten Satellitenkonto zusammengefasst. Mit der international anerkannten Methodik des Tourismus-Satellitenkontos ist es möglich, Vergleiche zwischen Wirtschaftszweigen, Bundesländern und, wenn gewollt, Staaten zu ziehen.
- AKTUELL: Übersicht zur TSA-Methodik sowie deren Besonderheiten (Quelle: DIW econ - Auszug aus TSA-Bericht Brandenburg 2019)
- Ansätze zur Messung der touristischen Wirtschaftsleistung – Nachfrageseitige Zielgebietsbetrachtung und Tourismus-Satellitenkonto (Quelle: DIW Econ, Dt. Institut für Tourismusforschung, dwif)
- Unterschiede dwif-Wirtschaftsfaktor Tourismus und TSA-Ansatz (Quelle: dwif)
Auf der Homepage des Deutschen Instituts für Tourismusforschung wird in einem Video der FH Westküste auf die Methodik und Hintergründe des TSA verlinkt. HIER zum Youtube-Erläuterungsvideo.
Madlen Wetzel
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
0331-29873-381 madlen.wetzel@reiseland-brandenburg.deBerichte / Hintergründe zum Download
- Ansätze zur Messung der touristischen Wirtschaftsleistung – Nachfrageseitige Zielgebietsbetrachtung und Tourismus-Satellitenkonto
- Die ökonomische Bedeutung der Tourismuswirtschaft in Brandenburg (Jahr 2019 | Kurzbericht | TSA)
- Tourismus-Satellitenkonto (TSA): Ergebnisvergleich für ausgewählte Bundesländer (Hrsg. im Apr. 2022)
- Daten zur Tourismuswirtschaft Deutschland - Wirtschaftliche Bedeutung und Nachhaltigkeit 2015-2019 (Destatis, Dez. 2019)
- Umsatzausfallberechnung für den Tourismus in Brandenburg für die Monate März bis August 2020 (dwif)
- Die ökonomische Bedeutung der Tourismuswirtschaft in Brandenburg (Jahr 2015 | Kurzexpertise | TSA)
- Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutschland (Jahr 2015 | TSA)
Am 21. Dezember 2021 hat das Statistische Bundesamt Daten zur volkswirtschaftlichen Bedeutung und zur Nachhaltigkeit der Tourismuswirtschaft in Deutschland veröffentlicht. Der Berichtszeitraum erstreckt sich auf die letzten vier Jahre vor der Corona-Pandemie und erweitert Vorgängerstudien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (gws).
INHALTE:
- Eckdaten zum Campingtourismus in Dtschl. mit Angebot, Nachfrage, Ausgabeverhalten
- Ökonomische Effekte Campingplatz- und Reisemobil-Tourismus mit Brutto- und Nettoumsätzen, Gesamteinkommen, Beschäftigungs- und Steuereffekte
- Leitfaden für Potenzial- und Bedarfsanalyse
- Fallstudien: Hier ausführlich zur Uckermark inkl. Daten zu Brandenburg! (Beherbergungsmarkt, Stellplatzmarkt, Expertengespräche, Potenzial der Region)