Marktforschung
Destinationsmanagement
Innovation

ITB 2024: Workation und Coworking prägen Destinationen

12.03.2024
Sharing
  • In Zwischenablage kopiert

Von Dr. Andreas Zimmer, Abteilungsleiter Clustermanagement Tourismus | TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH.

Die Panel-Diskussion "New Work Experiences im Tourismus: Workation, Bleisure & Co." auf der ITB 2024 widmete sich mit Expertinnen und Experten den Auswirkungen von Veränderungen im Tagungs- und Geschäftsreisemarkt sowie der Verschmelzung von Urlaubs- und Arbeitswelten auf Destinationen im deutschsprachigen Raum. Dieser Artikel beleuchtet die zentralen Aussagen und Thesen.

Als Reaktion auf Veränderungen im Tagungs- und Geschäftsreisemarkt, auf neue Zielgruppenbedürfnisse & Reisegenerationen, vor allem aber auf die Verschmelzung von Urlaubs- und Arbeitswelten gründen sich in Brandenburg und in anderen Bundesländern seit mehreren Jahren immer mehr Unternehmen, die sich mit den touristischen Trends Workation, Bleisure oder Coworking beschäftigen. 

Um den damit verbundenen Herausforderungen und Chancen näher zu kommen, lud die TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH auf der ITB 2024 zu einer Panel-Diskussion auf der Hybrid-Stage ein. Als Expertinnen und Experten (Foto v.l.n.r.) konnten Sylvie Konzack, Chefredakteurin vom Magazin Bleisure Traveller, Prof. Dr. Peter Neumann, International University, Vanessa Thielemann, Gründerin von BrALI sowie Nico Gramenz, Geschäftsführer Project Bay Workation Hotel UG gewonnen werden. Die illustre Runde wurde moderiert von Dr. Andreas Zimmer, Abteilungsleiter bei der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH sowie begleitet von Julia Thoms, Teamleiterin Digitale Innovationen.

ITB Berlin 2024, Hybrid Stage, Andreas Zimmer, Peter Neumann, Vanessa Thielemann, Sylvie Konzack, Nico Gramenz
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Ins Thema führte zunächst Peter Neumann ein. Er hatte frische Zahlen aus einer eigenen Studie mitgebracht, die sich mit dem Fokus Bleisure Travel, also der Kombination aus Geschäfts- und Freizeitreise in einer Reise, beschäftigt. Danach hätten über 30 Prozent der befragten Touristikerinnen und Touristikern (v.a. DMOs und Unterkunftsbetriebe) heute schon spezifische Bleisure-Angebote entwickelt und fast ebenso viele sich dafür mit Partnerinnen und Partnern außerhalb des eigenen Unternehmens zusammengeschlossen. (Neumann/Pastowski 2023) Das entspräche, so Neumann, auch ganz der Nachfrageentwicklung, nach der immerhin 83 Prozent der deutschen Geschäftsreisenden ihren Geschäftsreisetermin mit einem privaten Aufenthalt verlängern wollen. (DRV 2023) Auch aus dem Segment Workation berichtete er ähnlich Positives: 19 Prozent der Berufstätigen und 30 Prozent der Unternehmen kennen Workation. Davon können sich 60 Prozent vorstellen, Workation zu machen oder zu unterstützen. (ETI & Saint Elmo‘s Tourismusmarketing 2022)

Prof. Dr. Peter Neumann,Professor of Tourism Economics , IU International University
Quelle:

Messe Berlin GmbH

Zusammenfassend attestierte er den deutschen Destinationen großes Potential in diesen Segmenten, wies aber auch darauf hin, dass es dafür eine gezielte Ansprache sowie passgenaue Angebote und Infrastrukturen bräuchte.

Panel Workation und Coworking
Quelle:

Messe Berlin GmbH

Kernaussagen und Thesen der anschließenden Diskussion

Der Geschäfts- und Tagungsreisemarkt befindet sich spätestens nach Corona in einem strukturellen Wandel. Einerseits suchen Kunden heute individuelle und außergewöhnliche Produkte jenseits der „U-Bestuhlung“. Andererseits treten neue Akteure (Coworking, Kreativorte, Special Locations) ins Marktsegment ein, die ihrerseits die tradierten Unternehmen zu Anpassungsreaktionen (Umgestaltung, Redesign u.a.) zwingen.

Corporates suchen immer mehr Locations, die einen Kreativtransfer zwischen dem Veranstaltungsort und den Teilnehmenden ermöglichen. Innovations- und Teamprozesse sollen so allein durch die Wahl des Ortes positiv beeinflusst werden.

Neben der industriellen Entwicklung Deutschlands gewinnt der wissensbasierte Sektor immer mehr an Bedeutung. Kreative Orte, auch im touristischen Kontext, können hier ideale Voraussetzungen bilden, damit die dafür notwendigen Prozesse Kristallisationspunkte auch in den ländlichen Räumen finden.

Ländliche Regionen werden immer weniger als Defiziträume begriffen, sondern mittlerweile vielmehr als Inspirationsräume für Teams, aber auch Einzelreisende auf der Suche nach Weiterentwicklung und Veränderung.

Hotels haben die Chance, sich als „Community-Orte“ neu zu erfinden und sich zu positionieren, in denen nicht nur Gäste, sondern auch Einheimische Raum für Ideen und Begegnung miteinander finden. Dadurch wird auch der Anspruch, dass die touristische Qualität im Gleichklang mit der Lebensqualität einer Region steht, verwirklicht.

...sondern benötigen eine spezielle Ausstattung, die sich im Produktdesign des Ortes wiederfinden muss. Offene Räumlichkeiten, helle Arbeitsplätze, Rückzugmöglichkeiten für Stillarbeit und Videokonferenzen, lockere und zeitgemäße Farb- und Möbelgestaltung, Mitarbeitende mit exzellenten Vernetzungs- und Gastgeber*innenqualitäten sind nur einige der Voraussetzungen. Nicht zuletzt sorgen solche Orte für mehr Diversität in den Destinationen, da sie nicht nur ein urbanes, sondern vor allem auch internationales Publikum anziehen.

Die Zeit, die auf dem Panel eingeplant war, ging dafür viel zu schnell vorbei. Manche Frage musste unbeantwortet bleiben. Mancher Gedankengang wurde nur angerissen. In der anschließenden Netzwerkveranstaltung klangen diese Fragestellungen nach und vor allem auch der Wunsch, an diesen Themen weiter zu arbeiten. In diesem Sinne kann auch die Einschätzung von Sylvie Konzack auf die Frage, bei wieviel Prozent die Marktentwicklung steht, Mut machen: „Bei 15 Prozent!“

Bei der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH werden in diesem Jahr deshalb weitere Aktivitäten rund um „New Work Experiences im Tourismus“ geplant.

New Work-Erlebnisse in deutschsprachigen Destinationen