Digitalisierung

Glossar und Literaturtipps zum Besuchermanagement

08.03.2023
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Hier finden Sie die wichtigsten Begriffserläuterungen zum Thema Besuchermanagement inklusive weiterführende Literaturtipps.

Glossar (A–Z)

Die API (Application Programming Interface) wird von einem Kommunikationspartner, meist dem Datenlieferanten, zur Verfügung gestellt und dokumentiert. Der andere Kommunikationspartner muss anhand der Dokumentation erkennen können, wo und wie Informationen abgerufen werden können und in welchem Format die Informationen bereitgestellt werden, so dass eine Weiterverarbeitung möglich ist. Das bedeutet in der Praxis, dass der Betreiber einer Datenplattform definiert, wie andere darauf zugreifen dürfen (vgl. NIT, 2021, S. 37).

Besucherlenkung „umfasst Maßnahmen zur Beeinflussung von Besucher/innen hinsichtlich ihrer räumlichen, zeitlichen und quantitativen Verteilung sowie ihrer Verhaltensweisen mit dem Ziel, negative Auswirkungen auf die Schutzobjekte und das Besuchserlebnis zu minimieren oder zu beseitigen.“ (Arnberger, 2015, S. 281)

Besuchermanagement ist – im Vergleich zur Besucherlenkung – umfassender zu verstehen. Besuchermanagement enthält weniger dirigierende, dafür stärker informierende Maßnahmen beinhalten, z.B. die Information, dass am kommenden Wochenende am Wanderparkplatz X mit hoher bzw. niedriger Auslastung zu rechnen ist. Besuchermanagement kann außerdem zeitlich über die aktuelle Situation in der Destination hinausgehen und die in der Customer Journey vorgelagerte Auswahl der Destination und die dabei zum Besuchermanagement notwendigen Kommunikations-und Informationsmaßnahmen beinhalten. Ziel von Besuchermanagement beinhaltet alle Maßnahmen, die geeignet sind, Überlastungen zu vermeiden und eine räumlich und zeitlich ausgeglichenere Nachfragesituation zu erreichen. Besuchermanagement soll möglichst frühzeitig wirken und beinhaltet Maßnahmen der Information und Kommunikation sowie der Preis- Angebotsgestaltung. (Schmücker et al., 2022)

Absolute Zahlen: Wiedergabe der tatsächlichen Frequenz am Messpunkt. Sie sind die Grundlage für alle weiteren Auswertungen.

Füllstände bzw. Auslastung: benötigen nicht nur die absoluten Zahlen, sondern auch einen Maximalwert, auf den die absoluten Zahlen bezogen werden können. Das ist bei Parkplätzen in der Regel einfach zu bewerkstelligen, bei anderen Objekten (Strand, Weg) in der Regel hingegen nicht. Die Empfehlung lautet daher im ersten Schritt, Füllstände bzw. die Auslastung nur dann auszuwerten, wenn eine klare Kapazitätsgrenze angebbar ist. Mit zunehmender Erfahrung können dann auch andere Objekte zumindest grob im Hinblick auf den Füllstand klassifiziert werden. Der Füllstand ist ein relativer Wert, die Angabe erfolgt entweder in Prozent oder in Kategorien von grün/gelb/rot. Für ein späteres Besuchermanagement sind Füllstände eine wichtige Information für Konsumentinnen und Konsumenten.

Zeitreihen: Betrachtung der absoluten Zahlen im zeitlichen Ablauf. Mit geeigneten Analyseinstrumenten sind Saisonalitäten (z. B. Wochenende, Sommer) und Abhängigkeiten von anderen Parametern (Temperatur, Sonnenschein, besondere Events, Ferien) modellierbar. Für den Eigengebrauch reicht aber in der Regel eine grafische Darstellung der Zeitreihen aus. Die von den meisten Herstellern angebotenen Dashboards liefern diese Zeitreihendarstellung.

Je nach Anforderungen und präferierter Technologie können für die Durchgangszählung Laserscanner, Induktionsschleifen, passive Infrarotsensoren (PIR), Radar, Lichtschranke, Druckschläuche oder Druckplatten implementiert werden. Wichtig für die Durchgangszählung sind klar abgegrenzte Mess-Situationen (Zugänge, Wege, Tore, Eintritte), damit Radfahrende, Fußgehende und Fahrzeuge zuverlässig erfasst werden.

z.B. an Strandabschnitten, auf Parkplätzen ohne Schrankensituation, an Promenaden oder in Ortsmitten sind komplexer und aufwändiger. Neben Kameras (Edge-Kameras, Zähllinien-Kameras) und Lasertechnologie (Lidar-Sensoren) als bildgebende Verfahren kommen hier auch Wifi- oder Bluetooth-Zähler zum Einsatz, die die Zahl sich einwählender digitaler Endgeräte registrieren. Letztere sind vergleichsweise günstig, haben aber eine begrenzte Reichweite und verlangen zusätzlichen Aufwand für die Kalibrierung (nicht alle haben Mobiltelefone dabei, manche aber mehrere digitale Geräte etc.).

Daten, die bei der Nutzung von Websites, mobilen Apps und SocialMedia-Kanälen anfallen und gezählt werden können (z.B. Winsky & Zimmermann, 2020).

Recommender Systeme sind Algorithmen, die die Interessen der Nutzer quantifizieren und auf der Grundlage der Daten der Vergangenheit für die Zukunft vorhersagen. Auf deren Basis können den Usern die für sie relevanten Produkte, Dienste oder auch Personen vorgeschlagen werden. Bei der Besucherlenkung ist das Ziel, bei Staubildung oder Überfüllung am Zielort Nutzer*innen zum Beispiel das Umsteigen auf andere Verkehrsmittel mit aktuellen Verbindungszeiten vorzuschlagen oder diese auf andere Reiseziele aufmerksam zu machen.

Die gängigsten Sensoren messen meist Werte, die wir auch mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen oder die zumindest unsere Umwelt unmittelbar beeinträchtigen (z.B. das Thermometer die Temperatur, Fotozellen und Fotodioden registrieren Licht, Drucksensoren reagieren auf Druck). Sensoren erfassen das Ausmaß oder die Beschaffenheit einer physikalischen, chemischen oder abstrakten Größe x. Im Gegensatz zu Indikatoren, die lediglich anzeigen, ob ein Stoff vorhanden ist oder ob er einen Schwellenwert erreicht, registrieren Sensoren auch das Ausmaß. Für Besuchermessung kommen grundsätzliche digitale Sensoren als Durchgangszähler oder Flächenzähler in Frage. 

Daten, die bei der Abwicklung von Geschäftsprozessen (z. B. Verkauf, Vermietung, Finanztransaktionen etc.) anfallen können. Diese Daten sind generell geeignet, Frequenzinformationen zu generieren.

Zum Weiterlesen/ Literaturtipps

Arnberger, Arne: Lenkung von Besucherströmen aus Sicht der Erholungsplanung – Ein Überblick. In: In R. Egger & K. Luger (Hrsg.), Tourismus und Mobile Freizeit: Lebensformen, Trends, Herausforderungen. S. 281-298; Norderstedt: BoD-Verlag, 2015.

Clivaz, Christophe, Reto Rupf und Dominik Siegrist (Hrsg.). (2013). VISIMAN: Beiträge zu Besuchermonitoring und Besuchermanagement in Pärken und naturnahen Erholungsgebieten. Schriftenreihe des Instituts für Landschaft und Freiraum, 10. Rapperswil, 2013

Forst, Ralf, Volker Scherfose, Martina Porzelt (Hrsg.): Konflikte durch Erholungsnutzung in Großschutzgebieten und deren Entschärfung durch innovatives Besuchermanagement. Bonn-Bad Godesberg: Bundesamt für Naturschutz, 2019 

Hardy, Anne: Tracking Tourists: Movement and Mobility. Oxford: Goodfellow Publ., 2020

Lehneis, Anna Eva: Bilanz von Besucherlenkungsmaßnahmen in Bayern. Bayerisches Zentrum für Tourismus, 2022 

Schmücker, Dirk und Julian Reif: Digitale Besuchermessung im Tourismus. München: UVK, 2022

Schmücker, Dirk, Robert Keller, Julian Reif und Johannes Schubert: „Digitales Besuchermanagement – Konzeptioneller Rahmen und Gestaltungsmöglichkeiten.“ In: Marco Gardini und Guido Sommer (Hrsg.): Digital Leadership im Tourismus. Wiesbaden: Springer, 2022 

Sobek, Tilman, Anne Heidemüller, Nico Graaff, Sophia Klärner, Johanna Weinreiter: Leitlinie Besuchermonitoring: Schwerpunkt: Weggebundene Bewegung/Aktivtourismus. Mountainbike Tourismusforum Deutschland e. V., 2022 

Winsky, Nora und Gisela Zimmermann: Insta-Research zum #westweg im Schwarzwald – wie digital repräsentierte Wandererfahrungen auf Instagram mittels quantitativer und qualitativer Methoden untersucht werden können. Zeitschrift Für Tourismuswissenschaft, 12(3), 317–342, 2020