Digitalisierung

Gründung der Tourism Technology Alliance (TTA)

25.10.2022
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Problemlösung für den Datenaustausch im Tourismus?
Ein Kommentar von Marcel Tischer, Teamleiter Digitales Management bei der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, zu den Versprechen der TTA für neue Standards im Austausch von touristischen Daten.

Die Bereitstellung konkreter und aktueller Informationen zu Unterkünften, Museen, Touren, Events und weiteren touristischen Points of Interest (POIs) gehört neben der Inspiration seit vielen Jahren zu einer der Kernaufgaben von der Orts- bis zur Landesebene im Digitalen Marketing-Mix. Wurden die dafür benötigten Informationen anfangs noch im Content-Management-System (CMS) der jeweiligen Website gepflegt, so hat es sich in den vergangenen Jahren etabliert, diese in, von den Websites unabhängigen, Datenbanken zu sammeln, um sie mit der einmaligen Eingabe auf verschiedenen digitalen Kanälen darstellen zu können. Für diese Datenbanken gibt es im deutschsprachigen Raum - neben neuen Anbietern wie Join, DataCycle u.a. - seit längerer Zeit die Softwaredienstleister Land in Sicht, Infomax, neusta destination.one sowie die Outdoor-Plattform outdooractive. Letztere vier Dienstleister haben am 21.10.2022 verkündet, den Datenaustausch zwischen ihren Systemen standardisieren zu wollen. Die Details dieser Ankündigung schaue ich mir im Folgenden etwas näher an und bette sie zum besseren Verständnis der Zusammenhänge in die Entwicklungen der letzten Jahre ein.

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Marcel Tischer

Teamleitung Digitales Management

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Babelsberger Str. 26
14473 Potsdam
Deutschland

Was sind die Herausforderungen beim digitalen Datenaustausch?

Sollen Inhalte aus Datenbanken auf externen Anwendungen (Websites, Apps, Plattformen, Stelen, etc.) veröffentlich werden, so sind unter Berücksichtigung der Gemengelage aus öffentlichen und privaten Marktakteuren mit unterschiedlichen Technologien a) die rechtliche Verwendung der Inhalte und b) die datenstrukturelle Kompatibilität der Schnittstellen als zwei zentrale Herausforderungen zu betrachten.

Rechtlich ist für die Darstellung von Inhalten das Urheberrecht entscheidend, denn die Werke (wie Texte, Bilder, Videos usw.) von urhebenden Personen (Schaffende) sind durch dieses geschützt. Andere Personen und Institutionen können schöpferische Werke daher nur mit einer schriftlichen Erlaubnis nutzen. Welche Erlaubnis durch den Urheber erteilt wird und ob die Nutzung gegen ein Entgelt erfolgt, ist bisher in der Regel über Verträge mit diesen geregelt. Dieses Verfahren ist bei der Darstellung von Inhalten aus Datenbanken auf externen Anwendungen mit einem hohen Aufwand verbunden, da mehrere tausend Bilder oder Texte zwischen Datenbank und Anwendungen ausgetauscht werden.

Damit nicht bei jeder Verwendung der Werke die Schaffenden ihr Einverständnis geben müssen, können diese auch entscheiden, dass sie die Werke anderen zur Verfügung stellen, ohne dass sie ausdrücklich um Erlaubnis fragen müssen. Werke werden dann mit einem entsprechenden Hinweis veröffentlicht, dass allen anderen zum Beispiel das Recht zum Kopieren, Verändern und Wiederveröffentlichen zusteht. Zur Umsetzung dieses Rechts wurde im Jahr 2001 in den USA die Organisation Creative Commons gegründet. Sie veröffentlicht verschiedene Standard-Lizenzen (CC-Lizenzen), mit denen Schaffende der Öffentlichkeit die oben beispielhaft genannten Nutzungsrechte an seinen Werken einräumen kann. (Quelle und mehr Informationen zum Thema).

Technisch ist eine der Haupteigenschaften der am Markt vorhandenen Datenbanken, dass sie die erhobenen Inhalte in eigenen Datenstrukturen speichern, die man sich, sehr stark vereinfacht, wie Tabellen mit beschrifteten Zeilen vorstellen kann. Da die verschiedenen Softwareanbieter ihre Datenbanken in der Vergangenheit voneinander unabhängig entwickelt haben, sind die Datenstrukturen in diesen Tabellen unterschiedlich. Soll eine externe Anwendung die Daten aus einer Datenbank ausspielen, so ist der entscheidende Kontaktpunkt der Datenbank zur „Außenwelt“ deren sogenannte Schnittstelle (auch API genannt), an der die Daten nach entsprechender Anbindung regelmäßig oder im Optimalfall in Echtzeit abgeholt werden können. Diese Schnittstellen werden bisher u.a. in den technischen Standardformaten XML und JSON bereitgestellt, die von den allermeisten Agenturen verarbeitet werden können.

Verwenden das Quell- und das Zielsystem in den Schnittstellen unterschiedliche Datenstrukturen, so müssen diese für eine Anbindung überein gebracht werden (auch „mappen“ genannt). D.h. im Zielsystem muss definiert werden, wo die Daten des Quellsystems gespeichert (und in der Folge auch dargestellt) werden sollen. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Datenstrukturen in den aktuellen Schnittstellen bringt das Anbinden der vorhandenen Datenbanken an externe Anwendungen in der Regel einen hohen Aufwand mit sich. In einem optimalen Fall würden die Datenbanken aller Softwareanbieter also dieselben Standards für das Schnittstellenformat sowie die darin enthaltenen Datenstrukturen verwenden. Externe Anwendungen müssten dann nur einmal das Mapping erstellen und wären kompatibel für alle am Markt vorhandenen Datenbanken.

Arbeit aufgenommen: Die Gründung der ODTA

Im Jahr 2018 wurde die Dach KG (DACH = deutschsprachiger Raum; KG = Knowledge Graph) gegründet, aus der später die ODTA (Open Data Tourism Alliance) hervorging. Ziel dieser internationalen Arbeitsgruppe ist es, die Nutzung der Daten aus den Datenbanken vor den dargestellten Herausforderungen zu vereinfachen und damit innovative Anwendungen sowie die Förderung von Start-ups zu unterstützen. Die Digitalverantwortlichen öffentlicher Tourismuseinrichtungen aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Schweden sowie Forschungseinrichtungen und Tourismusberatungsdienstleister arbeiten unter Führung der DZT seit etwa 3 Jahren an den folgend dargestellten Arbeitsschwerpunkten und stimmen ihr Vorgehen ebenfalls bereits mit anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Belgien ab. (Quelle)

1. Standardisierte Nutzungslizenzen nach Creative-Commons

Von einigen Landesmarketingorganisationen wurden in den letzten Jahren juristische Gutachten zur Pflege von Inhalten in den jeweiligen Datenbanken mit CC-Lizenzen beauftragt. Auf diesen Gutachten aufbauend wurden Standardvertragsvorlagen für den Erwerb von Bildern, Videos oder Texten mit CC-Lizenzen erstellt, die den Destinationen und Orten vielerorts bereits zur Verfügung gestellt wurden. In den meisten Datenbanken wurden inzwischen auch die Felder zur Pflege von CC-Lizenzen integriert. Die Inhalte können demnach rechtlich mittlerweile so ausgezeichnet werden, dass Interessierte Datennutzer sofort erkennen können, wie die Inhalte verwendet werden dürfen.

2. Semantische Auszeichnung der Daten nach weltweit gültigen Standards

In der Open Data Tourism Alliance haben sich die Digitalverantwortlichen auf die Nutzung des weltweit gültigen Standards für Metadaten im Internet, schema.org, als Datenstandard für den Tourismus verständigt. Der ODTA-Standard ist eine Ontologie und damit die Basis für das semantische Verständnis von Inhalten, der dadurch die Verarbeitung mit lernenden Systemen vereinfacht und innovative Produkte ermöglicht. Entsprechend ist es naheliegend, die Datenstrukturen der Datenbanken auf den ODTA-Standard anzupassen. Damit ließen sich die Aufwände für die Schnittstellenanbindung für alle Marktteilnehmer, vor dem Hintergrund der dargestellten Herausforderungen, reduzieren und es gehen keine Informationen verloren.

Da schema.org in der Beschreibung von touristischen Datensätzen aktuell noch begrenzt ist, erfolgt eine Erweiterung des Vokabulars im Rahmen von sogenannter Domain Specifications. Arbeitsgruppen der ODTA haben in den letzten Monaten entsprechende Vorschläge für die verschiedenen Bereiche der Touristik (Events, Übernachtungen, Touren, Nachhaltigkeit, etc.) erarbeitet, die öffentlich für alle Interessierten auf der Versionsverwaltungsplattform für Software-Projekte GitHub zur Diskussion stehen. 

3. Vernetzung der Daten in einem bundesweiten Knowledge Graph

Die LMOs Deutschlands, die Magic Cities und die DZT haben gemeinsam beschlossen, ihre Daten als Linked Open Data zur Verfügung zu stellen. Dafür werden die Daten in einer Graph-Datenbank (einem Knowledge Graph) bereitgestellt, die sich dadurch auszeichnet, dass sie die Daten semantisch eindeutig, strukturiert und leistungsstark zur Verfügung stellt. Ein Knowledge Graph ist also eine Wissensbasis in Netzwerkform. Sie ähnelt einem semantischen Netz, das einzelne Wissenspunkte und deren Beschreibungen in eine semantische Beziehung setzt. Interessierte Anwender können die Daten offen nutzen. Knowledge Graphen können somit die Grundlage für viele Anwendungen der KI sein. Der bekannteste Knowledge Graph stammt von Google (Quelle).

Bei der Entwicklung des Knowledge Graphen der DZT sind die Meilensteine 1 und 2 bereits erfolgreich umgesetzt, Meilenstein 3 ist kurz vor Fertigstellung (Quelle). Die Graph Datenbank ist also grundsätzlich verfügbar und mit den entsprechenden Domains eingerichtet. Aktuell liegt der Ball bei den Softwareanbietern, ihre Datenbanken entsprechend auf den ODTA-Standard zu mappen und über Push-Schnittstellen für ihre Kunden an den Knowledge Graphen anzubinden. Dafür wird von der DZT zusätzlich zu möglichen individuellen Mappings auch ein standardisiertes Mappingframework als Open Source bereitgestellt, das frei von jedem Softwareanbieter genutzt werden kann.

Es sind also seitens der ODTA, sowohl für die rechtliche Verwendung der Inhalte als auch für den Austausch der Datenstrukturen in den Schnittstellen, seit einigen Jahren Standards in Arbeit, die in Teilen bereits fertiggestellt oder kurz vor dem Livegang sind. Alle technischen Dienstleister werden über die verschiedenen Mitglieder der ODTA und einen Technikernewsletter der DZT zudem stets auf dem Laufenden zum Projektfortschritt gehalten. Darüber hinaus gibt es einen regelmäßigen Austausch zwischen Technikern der Systemanbieter und den Technikern des Open Data Knowledge Graphs, inkl. direkten Slack-Channel für kurzfristige Fragen. Mit Verwunderung habe ich daher am 21.10.2022 die Nachricht über die Gründung einer Tourism Technology Alliance gelesen, deren Mitglieder jetzt ebenfalls „standardisierte Schnittstellen“ anbieten.

Was die TTA als neue Lösung verspricht

Am 21.10.2022 haben die Softwareanbieter Land in Sicht, outdooractive, neusta destination.one und infomax bekanntgegeben, die Tourism Technology Alliance (TTA) zu gründen. Auf der Website der TTA www.tourismtechalliance.org wird dazu am 24.10.2022 folgende Mission angegeben: 

„Unsere Mission ist, den Weg für ein optimales Erlebnis der Tourist:innen durch die Bereitstellung der Informationen aus allen touristischen Systemen auf allen Ausgabekanälen zu bereiten. Dafür schaffen wir eine standardisierte Vernetzbarkeit der relevanten, touristischen Datenbanken, um technische Grenzen zu reduzieren und die touristischen Akteure auf der Arbeitsebene zu verknüpfen.“

Im Video der TTA wird weiterhin ausgeführt:

„Für touristische Daten gibt es keinen einheitlichen Datenstandard und keine standardisierten Schnittstellen, über die die Daten zwischen den Datenbanken ausgetauscht werden können. Außerdem hat es der Großteil der Tourismusbranche noch nicht geschafft, die dafür notwendigen Softwarestandards zu schaffen. Die Reiseindustrie hat es schon vor Jahren geschafft, dass es zentrale Datenhubs gibt, aus denen sich die Online Travel Agencys bedienen können, egal von wo die Daten kommen und wo das Angebot gebucht wird. Genau das wollen wir für die Tourismusindustrie etablieren.“ 

Die Fortführung individueller Datenmodelle und Schnittstellen

Das Mission-Statement und das Video erzeugen schnell den Eindruck, dass mit Gründung der TTA jetzt alle Herausforderungen im Austausch von Daten seitens vier einzelner Systemanbieter gelöst werden. So schreibt auch der TN-Deutschland Newsletter in seiner Ausgabe vom 21.10.2022, dass nun die TTA eine „eigene Plattform gegründet haben“ und zitiert dabei von der Website der TTA „dass die Vernetzung über die Open Data-Projekte der Bundesländer und Staaten erstmal keine vollständigen Daten bereitstellen kann“ (Anmerkung: Diese Aussage ist am 24.10.2022 nicht mehr auf der TTA-Website zu lesen). 

Schaut man jedoch etwas genauer hin, wie der konkrete Standard definiert wird, so liest man am 24.10.2022 auf www.tourismtechalliance.org:

„Als TTA-Standard verstehen wir also ein dynamisches Konstrukt, das sich mit den Anforderungen der Nutzer:innen stetig anpassen kann und soll. Dadurch entstehen mehrere Standards, jeweils einer zwischen zwei Plattformen. Für jeden Datentyp und für jede Plattform gibt es ein definiertes Datenmodell. Auf diesem Datenmodell pro Datentyp basiert dann der Connector und transportiert dann die Daten zwischen den ausgewählten Plattformen.“

Das macht mich vor dem Hintergrund der Mission und den Aussagen im Video der TTA stutzig. Dieses Detail der Ankündigung bedeutet nämlich für die praktische Nutzung der Daten von den vier Systemanbietern Folgendes:

  1. Es gibt keinen von der TTA erarbeiteten Datenstandard, denn jeder Anbieter verfolgt weiterhin sein eigenes, individuelles Datenmodell.
  2. Es gibt keine von der TTA erarbeiteten, öffentlichen Schnittstellenstandards, denn zwischen den Plattformen entstehen proprietäre Schnittstellen, die nur dem Zweck des Austauschs von Daten zwischen den beteiligten Anbietern dienen.

Connectoren als neues Format der Schnittstellen

Um ihre Mission in die Praxis umzusetzen, hat sich die TTA auf die Einführung sogenannter Connectoren als neue Methodik des Austauschs verständigt und gibt dazu ebenfalls am 24.10.2022 auf www.tourismtechalliance.org an:

„Die Connectoren verbinden nun die Plattformen der Mitglieder mittels einer standardisierten Schnittstelle jeweils bi-direktional und permanent. Für die Schnittstelle und die Kompatibilität der Daten haben sich die Plattformen auf einen gemeinsamen Daten- und Felder-Standard verständigt. Dadurch entsteht eine Kompatibilität der Datenstrukturen untereinander, so dass ein Großteil der Daten ohne weiteren Aufwand synchronisiert werden kann. Darüberhinausgehende Individualisierungen für Kundenprojekte der Datenstrukturen werden entweder auf die gemeinsame Struktur gemappt oder nicht übertragen. Die Connectoren können mit wenigen Eingabefeldern aktiviert werden, Voraussetzung ist ein gültiger Account in beiden Systemen.“

Zu diesen Connectoren schreibt mir einer der Systemanbieter auf Nachfrage:

„Technisch betrachtet basieren die Connectoren auf den gleichen Schnittstellen und API-Technologie die wir seit vielen Jahren im Einsatz haben, um untereinander mit den Plattformen Daten auszutauschen.“

Übersetzt heißt das, dass auf den vorhandenen Datenstrukturen und Technologien ein neues Schnittstellenformat zwischen den vier Systemanbietern festgelegt wurde, in dem sich die vier Anbieter gegenseitig verpflichten, kompatibel zu sein. Das auszutauschende Datenmodell in diesen Connectoren ist von den Systemanbietern untereinander entsprechend fest definiert.

Was mit dem Feature der TTA nicht gelöst wird

Mit dem neuen Feature der TTA werden die großen Herausforderungen des Tourismus im offenen Austausch von Daten für innovative, neue Anwendungen nach aktuellem Erkenntnisstand leider nicht angegangen.

Zu den in Arbeit befindlichen Aufgaben gehören damit auch weiterhin:

  1. Die Felder der vier Systemanbieter sind mit dem neuen Feature nicht automatisch mit dem von der ODTA beschlossen weltweiten Datenstandard schema.org semantisch ausgezeichnet.
  2. Die Informationen aus den vier Systemen sind mit dem neuen Feature nicht automatisch im bundesweiten Knowledge Graphen der DZT für dritte Anwendungen verfügbar.
  3. Weder über die Connectoren der TTA-Mitglieder noch über zukünftige Standard-Schnittstellen werden Daten ausgetauscht werden können, wenn sie nicht mit den entsprechenden offen teilbaren CC-Lizenzen oder mit einem übertragbaren Nutzungsrecht eingepflegt sind. Die Pflege der Lizenzen / Rechte ist von der kleinen Touristinformation mit einer zuständigen Person und kleinem Budget über große Destinationen bis zu LMOs eine Mammutaufgabe, sind diese doch für viele hunderttausend Datensätze in allen Systemen einzuholen.

An den Punkten 1 und 2 wird von allen Systemanbietern, unabhängig von der Mitgliedschaft in der TTA, unter Koordination der DZT seit einigen Monaten parallel gearbeitet. Insbesondere die Pflege der Lizenzen / Rechte zeigt jedoch exemplarisch auf:

Datenmanagement ist kein Sprintprojekt, das mit einem neuen Feature gelöst wird. Vielmehr handelt es sich um einen Dauerlauf, der nur über Jahre intensiver Netzwerkarbeit unabhängig vom verwendeten System gemeistert wird. 

Fazit

Was die vier Systemanbieter hier nach aktuellem Erkenntnisstand tun, ist was Destinationen und Länder seit Jahren fordern und vor dem Hintergrund der Arbeiten der ODTA an allgemeinen Standards etwas aus der Zeit gefallen scheint: Sie erstellen ein neues, dauerhaftes Schnittstellenformat zwischen ihren individuellen Systemen. Das dafür gewählte Feature vereinfacht den Datenaustausch zwischen den vier Systemen und wird von den Systemanbietern gemeinsam unter dem neuen Label TTA – Tourism-Technology-Alliance angeboten. Basis für den Datenaustausch ist neben der Beauftragung des Features, dass Kunden eine i.d.R. kostenpflichtige Systemlizenz von den zu verbindenden Systemen haben. Hinter den oben zitierten, geweckten Erwartungen und den Bestrebungen der ODTA bleibt das Feature nach den aktuell vorliegenden Informationen jedoch deutlich zurück.

Ob hier langfristig ein relevanter Dienst für die Orte, Destinationen und Länder entsteht, ein neuer Systemzusammenschluss gebildet werden soll oder sogar weitere "Open-Data-Silos" entstehen, wie wir sie aus anderen Anwendungsbereichen (z.B. bei einigen Routing-Anbietern zu beobachten) kennen, lässt sich heute noch nicht beurteilen. Für dritte Plattformen wie die DB Ausflug App, Start-Ups oder die örtliche Tourismuswebsite mit regionaler Agentur ergeben sich keine erkennbaren Vorteile. Von den Mehrwerten des Features profitieren Kunden, die alle benötigten Leistungen (Datenbank + Website / App / PWA) vollständig von den vier Systemanbietern beziehen. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund einer durchaus vielfältigen Szene von Technologie-Anbietern in der Tourismusbranche relevant. So beteiligen sich mit Join (tätig u.a. für Thüringen, Hessen und Berlin) und DataCycle (tätig u.a. für Bayern, Rheinland-Pfalz und im Medienmanagement für Brandenburg) zwei Systemanbieter, die gemeinsam fast 50 % aller deutschen LMOs als Kunden betreuen, bisher nicht an dem Feature der TTA.

Die selbstbewusste Gründung der TTA führt nach näherer Betrachtung zu dem Bedauern, dass sich die vier Marktteilnehmer mit dem groß angekündigten Schritt statt auf die Integration der weltweit nutzbaren ODTA-Standards lediglich auf ihre aktuellen Schnittstellen in einem neuen, geschlossenen Format einigen konnten.

Redaktioneller Hinweis: In Vorbereitung auf diesen Kommentar wurden Gespräche mit Mitgliedern der ODTA und Digitalverantwortlichen der Branche geführt sowie konkrete Informationen zu dem Feature der TTA von TTA-Mitgliedern eingeholt. Der Autor ist zudem als Vertreter der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH in der ODTA aktiv.

Update 26.10.2022

Unter dem Titel "Open Data braucht Konnektivität" hat Dirk Rogl von Travel.Commerce am 26.10.2022 einen Artikel mit seiner Sicht auf die Entwicklungen veröffentlicht, den ich für eine breite Meinungsbildung hier gern verlinken möchte.

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